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Wilder Kaiser, Sex`n Bolts & Rock`n Roll

Leuchsturm (2275m), Südwand mit Bilderbuchwetter am 8.9.2012



Heute früh haben wir uns Zeit gelassen in dem Glauben, dass eine sportklettermäßig gesicherte Route wohl nicht allzu lange dauern kann...schon gar nicht 8 Seillängen...wie man(n) sich irren kann !


Die erste Seillänge (VII) vermittelt einem sofort den Charakter der Tour...allerdings muss man zwischen den Haken auch noch klettern, so ca. 1-2 Meter !

Der Standplatz nach der 1. Länge befindet sich in einer Wandeinbuchtung. Allerdings dort hineinzusteigen erweist sich als Gleichgewichtsübung.
Da wir das Klettern an grifflosem Gestein nicht beherrschen, verwenden wir in den VIII Stellen die einzigen vorhandenen Griffe...Expressen !!
Ein Blick auf die Uhr sowie auf den sich links auftürmenden Pfeiler nach der 3. Seillänge zwingt zu folgender Auswahl: 
1. Abseilen, da wir beide auf diese Art Akrobatik keine weitere Lust verspüren.
2. Flucht irgendwo nach oben um noch wenigstens dem Tag einen Kletterspaß abzuringen.
3. Weiterklettern in der Gewissheit, frustriert im Dunkeln abzuseilen.

Wir entscheiden uns für die Option "Flucht" was zu weiteren lehrreichen Erfahrungen führen sollte..

Da ich für wegloses Gelände zuständig bin, verspricht die Schlucht zwischen 3. Turm und Leuchsturm eine Alternative. Mittendrin wird es brüchig, aber ein paar uralte Rostgurken verraten, dass schon jemand vor uns da gewesen sein muss.
Für Wiederholer: auf dem Band mit dem Standplatz von Whiskey & Cigarettes nach rechts absteigen und in die Schlucht queren. Stand hinter Block an alten Haken (siehe Foto). Jetzt am linken Rand über eine aufsteilende Rinne bis diese nach rechts in eine senkrechte Verschneidung mündet. Dort befindet sich ein (1) unsicherer Haken. Hier Stand machen. Jetzt nicht die Verschneidung mit den Piazschuppen hoch, sondern brüchig nach links um die Kante (V) zu zwei Standhaken. Senkrecht weiter in leichteres Gelände. Die nächste Seillänge mündet auf dem schmalen Verbindungsgrat eines Turms. Von hier in NW Richtung über eine gestufte Wand links einer kaminartigen Rinne auf den Kopftörlgrat. Diesem nach links auf den Leuchsturm folgen.

Oben am Leuchsturm

Totenkirchl Westwand und Hintere Karlspitze

Der Abend naht...und das nächtliche Abenteuer beginnt.

Für Menschen die gerne von Erfahrungen anderer lernen:
Der erste Haken vom Notabstieg des Kopftörlgrats befindet sich quasi am Ausgang rechts der schmalen Rinne durch die der Weg führt. Hier nach unten 30m abseilen. Jetzt folgt man der Schuttrinne nach Süden, aber ganz an ihrem linken Rand (in Blickrichtung). Man bleibt ganz nah am Felsen und erreicht abkletternd den ersten Abseilplatz (Haken mit Schnapper und Kette). Vorsicht beim Abklettern. Jetzt 2 mal 40 Meter abseilen.  Nach dem zweiten Abseilen quert man nach rechts auf eine schroffige Rampe die man Richtung Süden bis zu einem weiteren Abseilplatz absteigt. Hier 40 Meter! zur nächsten Abseilstelle abseilen. Wir benutzten nur eines der 70er Doppelseile, was an dieser Stelle zu einem gewagten Abklettermanöver im Dunkeln führte. Theoretisch kann man jetzt abklettern, was sich bei Nacht allerdings als unmöglich herausstellte. Sinnigerweise hatten wir aus Gewichtsgründen und zeitlicher Fehleinschätzung die Stirnlampen im Auto gelassen. Aus Erinnerung wußte ich aber, dass es zum Klettersteig nicht mehr weit sein konnte. Also verbanden wir die Seile miteinander was uns sicher auf die Platten unterhalb des Stiebritzpfeilers brachte.
Jetzt sollte ich die Optionen meines Blackberrys zwecks Videolampe kennenlernen! Nur so war es möglich den ziemlich ausgesetzten Steig zu finden. Danke den Jungs von RIM ! Guido trug wie immer seine Ausrüstung spazieren. Ich hatte weder Fleece noch Biwacksack dabei. Im T-Shirt wäre diese Nacht nicht so gemütlich verlaufen. Allerdings hatte der Wirt der Gruttenhütte unsere Aktivitäten schon bemerkt.

Was haben wir gelernt? Egal was man vorhat, laufe niemals ohne Stirnlampe und Biwacksack los. Studiere den Abstieg genauso wie den Aufstieg. Nehme auf jeden Fall einen Gebietsführer mit. Bei Nacht dauert vieles doppelt so lange und die Gefahr von Flüchtigkeitsfehlern erhöht sich spürbar.


Dieser Tag hatte zuvor schon einen faden Beigeschmack bekommen:

Aus Erfahrung weiß man, daß die Bergrettung an Bilderbuchwetter-Wochenenden keine Übungsflüge praktiziert. Auf der Wochenbrunner Alm war kaum noch ein Parkplatz frei. So ordnete ich den übermäßigen Hubschrauberlärm schon beim Zustieg zur Gruttenhütte als Vorbote negativer Umstände ein. Just den Moment als wir die Hütte erreichten, landete der Hubschrauber. Der kurze Blick auf den Umgang mit dem am Retter hängenden Sack verriet mir die Ladung. Angewidert von den herbeieilenden Gaffern suchten wir schnellstmöglich das Weite. Meine Beobachtung bestätigte sich am nächsten Tag beim Blick ins Internet.

Dieses Erlebnis und die Gedanken an die Erzählung von Karin Steinbach Tarnutzer " Eine furchtbare Ernte hält hier der Tod" in dem Buch "Wilder Kaiser -.Klettergeschichten" von Pit Schubert und Horst Höffler, die als junges Mädchen in eben diesem Notabstieg den Tod ihres Vaters erlebte, beschäftigten mich beim nächtlichen Abklettern zum Abseilhaken. Und sofort erscheint der Berg nicht mehr als spielerisches Refugium, sondern als fürchterliche Bedrohung. Aber aus Gedanken können Tatsachen werden. Wie nah diese beisammen sind hatte ich heute wieder erlebt.....

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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